Grünes Verkehrskonzept kontra BVWP-Entwurf

Wir begrüßen den grundsätzlichen Schwerpunkt des Bundesverkehrswegeplans, der sich bei den Investitionen "endlich" vorrangig auf die Bereiche Erhaltung, bzw. Ersatz sowie Engpassbehebung konzentriert.
Auch im Kreis Siegen- Wittgenstein gibt es viele Möglichkeiten, Bundes-, aber auch Landes- und Kreisstrraßen, zu verbessern.
Leider tun viele Politiker sich immer noch schwer, sich von einer durchgehenden West- Ost-Verbindung zu verabschieden.

In der Diskussion ist häufig vom „verkehrsfernen“ Wittgenstein die Rede, „die“ Anbindung Wittgensteins an das Fernstraßennetz wird gefordert.

Der Altkreis Wittgenstein hat eine Fläche von der Größe des früheren Westberlins.
Eine einzige Anbindung aller Wittgensteiner Orte und Ortsteile an das überregionale Verkehrsnetz ist bei dieser großen Fläche und der über sie dezentral verteilten Siedlungen nicht zielführend. Selbst die Gewerbestandorte sind auf ganz Wittgenstein verteilt, z. B. in Rückershausen, Bermershausen, Aue, Schwarzenau, Banfe.

Auf den von DGB und IHK organisierten Autocorso wollen wir nicht näher eingehen. Nur soviel:
Sie, wie die Kommunalpolitiker der CDU, SPD,UWG und FDP fordern die West- Ost Fernstraße. Es wäre daher sinnvoll gewesen, wenn sie bis Eifa durchgefahren wären, am Besten an Stünzel vorbei, wo die Trasse auf der K 46 verlaufen soll. Dann hätten sie, mit einiger Phantasie, einen Eindruck gewinnen können,wie eine dreispurige Fernstraße in der Landschaft wirkt.

Das Teilstück zwischen Schameder und Eifa ist völlig überflüssig, es würde lediglich eine weitere Straße zusätzlich gebaut.

Gerade für die Verbindung nach Frankenberg und Kassel gibt es viele Alternativen:

  • Eine vorzügliche Anbindung über die OU Biedenkopf und die „Sackpfeife“(B 253) wird gerade großzügig dreispurig ausgebaut.
  • Auch Dillenburg und die Autobahn sind über die teilweise dreispurige B 253 angebunden.
  • Die L 553 ist zwischen Bad Berleburg-Raumland und dem Anschluss an die B 253 Frankenberg- Biedenkopf ist in letzter Zeit ertüchtigt worden.
  • Die B62 ist von Saßmannshausen bis Holzhausen dreispurig ausgebaut, zwei Bahnübergänge beseitigt, nach der Beseitigung des Böschungsabrutsches bei Lützel sind weitere Pläne für den Ausbau der B 62 konkretisiert worden.
  • Die L719 als kurze Verbindung von Bad Laasphe (aber auch über Benfe von Erndtebrück) nach Siegen ist zwischen der Siegquelle und Walpersdorf in schlechtem Zustand. Eine Verbesserung könnte die B 62 entlasten. Auch der Südwesten ist über die teils dreispurige B 54 angebunden.
  • Um den Bedarf an Straßenneubauten oder -ausbauten beurteilen zu können, sollten auch andere Verkehrssysteme auf Kapazität, Umweltverträglichkeit und andere wichtige Faktoren überprüft werden. Wir verfügen in Wittgenstein über die Bahnstrecken Bad Berleburg- Siegen und Marburg- Siegen . Für den Güterverkehr wird die Trasse lediglich zwischen Erndtebrück und Siegen genutzt. Hier gibt es sicher ein großes Potenzial, die Straßen zu entlasten. Ein Gleisanschluss für das Gebiet „Industriepark Wittgenstein“ vom Bahnhof Leimstruth aus würde sich zwingend anbieten.

Wir vertreten schon seit vielen Jahren die These, mit der Ertüchtigung der bisherigen Straßen ist mehr gewonnen, als weiterhin utopische Projekte zu fordern. Die Erneuerung und der Ausbau im Bestand hat viele Vorteile:

  • Die Projekte können kurz- oder mittelfristig verwirklicht werden. Selbst wenn die Fernstraße in den BVWP aufgenommen würde, könnte es Jahrzehnte dauern, bis sie fertiggestellt sein wird
  • Die Kosten werden wesentlich geringer sein (die Kosten für die Neubaustrecke werden für 22 km auf 353 Mio € geschätzt!)
  • Weniger Flächenverbrauch (ein wichtiges Ziel des BVWP)
  • Die Umwelt und das Stadt- und Landschaftsbild werden weniger belastet (gerade eine Region, die auch vom Tourismus lebt, wird von von Leimstruth über Stünzel, Sassenhausen, Beddelhausen und Richstein durch eine dreispurigen Straße geteilt)
  • Die Straße erfordert mehrere Brückenbauwerke in Hochlage. Neben den Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind im Winter Schwierigkeiten vorprogrammiert.
  • Die Widerstände werden zunehmen, wie bei der Ortsumfahrung Bad Laasphe, wenn die Planung genauer wird

Durch die alternativen Lösungen kann mehr erreicht werden, als mit der einseitigen Argumentation „unsere Wirtschaft braucht eine zusätzliche Fernstraße“, die in den letzten 40 Jahren zu nichts geführt hat.
Unserer Region und der Wirtschaft, die ja nicht nur produziert, sondern auch Handel, Touristik sowie Dienstleistungen erbringt und der gesamten Bevölkerung wäre, vor allem zeitnah, geholfen, ohne Natur und Landschaft zu zerstören.





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