Flüchtlingsbetreuung

Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen
gem. § 33 Abs. 1 Satz 2 KrO, § 2 Abs. 1 GOKT
zur Sitzung des Kreisausschusses und des Kreistages am 11.12.2015:
Flüchtlingsbetreuung


Sehr geehrter Herr Landrat Müller,

die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen beantragt folgenden Tagesordnungspunkt in die Sitzung des Kreisausschusses und des Kreistages aufzunehmen:

Beschlussvorschlag:

Der Kreisausschuss empfiehlt, der Kreistag beschließt:

  1. Der Kreis Siegen-Wittgenstein bedankt sich bei den vielen ehrenamtlich Tätigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen und Hilfe in vielen Bereichen leisten. In der ehrenamtlichen Betreuung sind die Helfer*innen vielfachen Belastungen ausgesetzt. Sie sind oftmals einzige Ansprechpartner für Flüchtlinge und werden teilweise mit Berichten und Bildern über die traumatischen Erlebnisse der Flüchtlinge in deren Heimatländern und auf der Flucht konfrontiert. Um den ehrenamtlichen Helfer*innen eine Orientierung über die Symptomatik posttraumatischer Stressreaktionen und den adäquaten Umgang mit Traumatisierten zu geben, bietet der Kreis Siegen-Wittgenstein entsprechende Informations- bzw. Fortbildungsveranstaltungen an. Darin wird auch informiert über die  möglicherweise auftretenden Belastungen der Helfer*innen durch dieses "Miterleben".  Außerdem erhalten die Helfer*innen Informationen darüber, wo sie ggf. professionelle Hilfe erhalten können.

  2. Die Einrichtung eines Dolmetscherpools für die Flüchtlingsarbeit im Kreis Siegen-Wittgenstein in Höhe von 50.000 €. Dabei wird die Verwaltung beauftragt, für den Abruf der Mittel ein niederschwelliges und praxistaugliches Verfahren für die Organisationen und Institutionen, die im Bereich der Flüchtlingsarbeit tätig sind, zu entwickeln. 

Begründung:

Zu 1: Wir erleben zurzeit eine große Welle der Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen und Asylsuchenden. Allen, die sich in diesen Bereichen jetzt oder bereits seit einiger Zeit engagieren, gilt unser Dank und unsere Hochachtung.

Menschen aus vielen Krisenregionen der Welt suchen Schutz in Deutschland. Man geht davon aus, dass 40 % der neu ankommenden Flüchtlinge aufgrund von Krieg und Gewalt in den Herkunftsländern und durch die Flucht traumatisiert sind. Das muss in der Flüchtlingsarbeit Berücksichtigung finden.

Die haupt- und ehrenamtlichen Helfer*innen sollten deshalb darüber informiert sein,

  • was ein "Trauma" ist, wie es entsteht und wie es sich auswirkt
  • was die typischen Symptome sind und
  • wie man sich im Kontakt mit traumatisierten Menschen sinnvoll verhält und was man besser nicht tun sollte.

Wir gehen davon aus, dass man mit niederschwelligen Fortbildungsangeboten für die Helfer*innen mit relativ geringem Aufwand und überschaubaren Kosten sowohl für die Opfer von Gewalt und Krieg als auch für die Helfer*innen etwas Gutes tun kann. Der Kreis Siegen-Wittgenstein sollte hier ein Angebot initiieren, von dem die kommunale Familie profitieren, bzw. diese dem Beispiel folgen kann.

Gegebenenfalls können auch Fortbildungsangebote zur Vorbereitung und Begleitung von ehrenamtlicher Tätigkeit im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung (auch für Vereine) Bestandteil des  Ehrenamtsservice des Kreises werden.

Zu 2: Durch die verstärkte Aufnahme von Flüchtlingen im Kreisgebiet sind größere Anstrengungen für die Beratungs- und Integrationsleistungen erforderlich. Eine der ersten Hürden im Verfahren ist die „Sprachlosigkeit“. Die in dem Feld tätigen Organisationen (Vereine und Verbände) und Institutionen (Kitas und Schulen, Krankenhäuser, Behörden) müssen verstärkt auf Dolmetscher zurückgreifen. Der Rückgriff auf Ehrenamtliche mit entsprechender Sprachkompetenz kommt da schnell an Grenzen. Für die Flüchtlingsarbeit im Kreisgebiet sollen deshalb - wie auch in der Stadt Siegen  - finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.  Aus Sicht von Bündnis 90/Die Grünen sollte das Kommunale Integrationszentrum mit den beteiligten zivilgesellschaftlichen Akteuren, sowohl bei der Mittelverwaltung bzw. Mittelvergabe, als auch bei dem Aufbau eines umfangreichen Dolmetscherpools die Zuständigkeit haben.

Mit freundlichen Grüßen                                                   
Günter Jochum                                                          i.A. Anke Hoppe-Hoffmann
Fraktionssprecher                                                     Fraktionsgeschäftsführerin

 



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