Schulentwicklung am Berufskolleg Wittgenstein (BKW) - Ausbildung von staatlich anerkannten Erzieherinnen / Erzieher

Sehr geehrter Herr Landrat Müller,
die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen bittet Sie folgenden Antrag in die Tagesordnung des Ausschusses für Schule, Weiterbildung und Sport am 17.03.20 und des Kreistages am 27.03.2020 aufzunehmen:

Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt:

  • den Bedarf an Ausbildungsplätzen für den Bildungsgang zur/zum staatlich aner-kannten Erzieherin/ Erzieher möglichst exakt zu ermitteln.

  • Zudem sollte die Zeit bis zu Beginn des Schuljahres 2021/22 genutzt werden, um eingehende Gespräche mit allen Akteuren zu führen und einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten einzuführen. Insbesondere könnte auch der zukünftige Bedarf an Erzieher*innen im Rahmen dieser Gespräche mit den Einrichtungsträger*innen konkretisiert werden.

Begründung:
Die CDU- Fraktion hat im Kreistag im Dezember 2017 beantragt, ein zusätzliches Ausbildungsangebot „staatlich anerkannten Erzieherinnen / Erzieher“ am BKW zu schaffen. Die Verwaltung wurde vom Kreistag einstimmig beauftragt, dafür alle nötigen Vorgespräche und Vorkehrungen zu treffen.

Leider sind wir diesem gemeinsamen Ziel in mehr als zwei Jahren nicht nähergekommen.

Frau Klinkert als Dezernentin führte in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Weiterbildung und Sport im November 2019 auf unsere Rückfragen aus, „dass die Erhebung des Schulträgers Praktikumsplätze derzeit nicht in ausreichender Anzahl erkennen ließen.

Zudem sei die Anzahl interessierter Bewerber zu gering, um am Berufskolleg Wittgenstein nachhaltig den erforderlichen Klassenfrequenzrichtwert von 22 Studierenden sicherzustellen.

Auf Nachfrage hätten lediglich 5 Schüler/innen, die mit Ende dieses Schuljahres die Fachoberschule für Gesundheit und Soziales am Berufskolleg Wittgenstein abschließen, Interesse an einer Ausbildung zur Erzieherin / zum Erzieher bekundet.“

Aus diesen Gründen sei in Arnsberg kein Antrag auf Einrichtung des Bildungsgangs zum Schuljahr 2020/21 gestellt worden.

Die Abfrage greift nach unserer Auffassung als Bedarfsermittlung für eine Bildungsplanung viel zu kurz. Demnach wurden die Schülerinnen und Schüler aus den übrigen Schulen im Altkreis Wittgenstein, in denen man die Fachoberschulreife erwerben kann, nicht befragt, sondern lediglich Schülerinnen und Schüler der FOS 12 des BKW.

Gerade für die Schülerinnen und Schüler aus Haupt-, Realschulen und Gymnasien ist der Bildungsgang sehr attraktiv. Sie können hier gleichzeitig den Abschluss als staatlich anerkannten Erzieherin/ Erzieher und die Fachhochschulreife erlangen.

In Wittgenstein gibt es eine Hauptschule, drei Gymnasien und drei Realschulen, die nicht in die Befragung einbezogen wurden. Aber nicht nur Wittgenstein ist der Einzugsbereich des BKW, sondern er reicht auch bis Winterberg, Frankenberg oder Biedenkopf.

Vor diesem Hintergrund hat die Argumentation der Verwaltung eine sehr schmale Basis. Es ist sehr spekulativ, die Chancen des Bildungsgangs nach dieser Umfrage zu beurteilen.

Die von der Verwaltung angekündigte jährliche Wiederholung der Befragung, ausschließlich der Schülerinnen und Schüler der FOS 12 am BKW, wird zu keinem anderen Ergebnis führen. Viele Absolvent*innen studieren oder gehen in andere Berufe. Deshalb sind stets einstellige Bewerberzahlen für den Bildungsgang staatlich anerkannten Erzieherin/ Erzieher zu erwarten.

Bisher wurde in fehlenden Praktikumsplätzen ein vorrangiges Problem gesehen. Auch diese Erkenntnis dürfte mittlerweile durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt überholt sein. So haben wir auf der AWO- Kreiskonferenz vom AWO-Geschäftsführer Dr. Neumann andere Signale vernommen. Im Hinblick auf die ungünstige Altersstruktur der Belegschaft müssen dringend Fachkräfte gewonnen werden, führte er aus. Dazu hat die AWO Imagefilme erstellt, unter anderen wird das Berufsfeld der Erzieherin beworben.

Auch gerade in Wittgenstein gibt es Schwierigkeiten, alle Stellen zu besetzen. So werden für die geplante Umwelt- KITA in Erndtebrück schon jetzt Fachkräfte im Lokalteil der Zeitungen angesprochen.

Mit freundlichen Grüßen,

Christiane Berlin, Fraktionssprecherin
Anke Hoppe-Hoffmann, Fraktionsgeschäftsführerin



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