BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

KT-Fraktion Siegen-Wittgenstein

Antrag zum Ausschuss für Schule, Weiterbildung, Sport und Integration am 24.06.2025 und zum Kreisausschuss und Kreistages am 04.07.2025:

Förderung eines Psychosozialen Zentrums in Siegen-Wittgenstein ab 2026

Hier geht es zur ► Pressemitteilung 

 

ANTRAG

Kreuztal, 5. Juni 2025

Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gemäß §2 Abs. 1 und §28 Abs. 4 GO KT zum Ausschuss für Schule, Weiterbildung, Sport und Integration am 24.06.2025 und zum Kreisausschuss und Kreistages am 04.07.2025:

Förderung eines Psychosozialen Zentrums in Siegen-Wittgenstein ab 2026


Sehr geehrter Herr Landrat Müller,
Sehr geehrter Ausschussvorsitzender Kaufmann,

 
zur Wiederaufnahme der psychosozialen Beratung von geflüchteten Menschen bitten wir Sie folgenden Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Schule, Weiterbildung, Sport und Integration am 25.06.2025 und des Kreistages am 04.07.2025 aufzunehmen.

Beschlussvorschlag – Der Kreistag möge beschließen:

  1. Die Kreisverwaltung wird beauftragt, Gespräche mit potenziellen und erfahrenen örtlichen Trägern zu führen, mit dem Ziel die Wiederaufnahme der psychosozialen Beratung durch ein Psychosoziales Zentrum (PSZ) ab dem 1. Januar 2026 im Kreis Siegen-Wittgenstein zu realisieren, sofern eine Förderungszusage durch das Land NRW erfolgt.

  1. Die Kreisverwaltung wird beauftragt ein oder zwei örtliche Träger mit dem Auftrag auszustatten ein PSZ ab dem 1. Januar 2026 zu eröffnen. Ein geeigneter Antrag auf Förderung durch das Landesprogramm „Soziale Beratung Geflüchteter NRW“ ist rechtzeitig zu stellen.

  1. Die Kreisverwaltung wird beauftragt, zusammen mit dem Träger/den Trägern den Finanzbedarf festzustellen, die voraussichtliche Dauer der Förderung durch das Landesprogramm „Soziale Beratung Geflüchteter NRW“ festzustellen und entsprechend bei den Haushaltsplanungen des Kreises für den Zuschuss an den/die Träger zu berücksichtigen.

Zur Begründung:

Von 2016 bis 2024 war im Kreis Siegen-Wittgenstein ein psychosoziales Zentrum (PSZ) tätig, das geflüchteten Menschen mit traumatischen Erfahrungen gezielte Unterstützung angeboten hat. Die Beratungsleistungen waren kostenfrei, niedrigschwellig zugänglich und wurden muttersprachlich begleitet. Das Angebot umfasste unter anderem traumazentrierte Beratung und therapeutische Begleitung.

Gerade in der sensiblen Phase des Ankommens – häufig nach langen, belastenden Fluchtwegen – ist ein solches Angebot von großer Bedeutung. Es fördert die psychische Stabilität der Betroffenen und verbessert ihre Chancen auf gesellschaftliche Teilhabe sowie Integration in Ausbildung und Arbeitsmarkt. Wer Ängste und Traumata verarbeiten kann, ist besser in der Lage Beziehungen aufzubauen, am sozialen Leben teilzuhaben und berufliche Perspektiven zu entwickeln. Das wirkt sich nicht nur positiv auf die einzelne Person aus, sondern auch auf das gesellschaftliche Miteinander im Kreis.

Darüber hinaus kann psychosoziale Unterstützung präventiv wirken: Studien belegen, dass psychische Belastungen ein Risikofaktor für die Anfälligkeit gegenüber Gewalttaten und extremistischen Ideologien sein können. Frühzeitige, niedrigschwellige Beratung wirkt dem entgegen und leistet somit auch einen wichtigen Beitrag zur inneren Sicherheit.

Seit der Schließung des Zentrums besteht im Kreis eine erhebliche Versorgungslücke. Vergleichbare Angebote befinden sich in Köln, Hagen und Lüdenscheid – aus Sicht vieler Betroffener nur schwer erreichbar. Die ambulante psychotherapeutische Versorgung vor Ort ist zudem stark ausgelastet; Termine sind für geflüchtete Menschen oftmals kaum zu bekommen.
 

Nach aktueller Einschätzung der Grünen Fraktion und auf Grundlage vorliegender Informationen bestehen gute Chancen auf eine Förderung im Rahmen des Landesprogramms „Soziale Beratung Geflüchteter NRW“. Dieses Programm ermöglicht eine anteilige Finanzierung von Personal- und Sachkosten in Höhe von über 90.000Euro pro eingesetzter Fachkraft (VZÄ). Der Kreis sollte diese Fördermöglichkeit unbedingt prüfen und im Sinne einer tragfähigen Umsetzung nutzen.

Für eine erfolgreiche Umsetzung ist die Auswahl eines fachlich geeigneten und lokal verankerten Trägers von zentraler Bedeutung. Ein solcher Träger bringt regionale Expertise, bestehende Netzwerke sowie einen Zugang zur Zielgruppe mit – wichtige Voraussetzungen für eine wirksame und nachhaltige Arbeit.

Ein Neustart des PSZ im Jahr 2026 – eventuell sogar bereits 2025 – erscheint aus Sicht verschiedener Akteure realistisch. Unsere Fraktion ist hinsichtlich der Trägerwahl offen, sofern eine fachlich qualifizierte Umsetzung gewährleistet ist.

Wir appellieren an alle demokratischen Fraktionen im Kreistag: Lassen Sie uns gemeinsam Verantwortung übernehmen, die psychosoziale Versorgungslücke zu schließen und mit der Wiederaufnahme des Zentrums ein klares Zeichen für Integration, Teilhabe und Menschenwürde im Kreis Siegen-Wittgenstein setzen.

Mit freundlichen Grüßen



Ulrich Schmidt-Kalteich



zurück

Fraktionssitzungen der
grünen Kreistagsfraktion
finden aktuell meist
per Videokonferenz statt.

Wenn Sie Interesse haben
teilzunehmen, melden Sie
sich bitte per Mail.

Wir senden Ihnen gerne
eine Einladung mit Ort
oder einen entsprechenden
Link.

GRUENE.DE News

<![CDATA[Neues]]>